Viele Vorschläge gibt es bereits, wie das Image der Stadt und ihre Attraktivität gesteigert werden könnten. Claus Lux, Fremdenverkehrsreferent im Stadtrat, erläuterte den etwa 15 Teilnehmern in seinem Vortrag zum Tourismusstandort Kitzingen die aktuelle Situation. Als Stadt in einer romantischen Weingegend habe Kitzingen von Weinlehrpfad und Vinothek, Mainradwanderweg und Campingplatz bis zu vielfältigen kulturellen Angeboten bereits Einiges zu bieten.
Als nachteilig wertete er, daß nach wie vor die Touristen zum Weintrinken eher die umliegenden Ortschaften aufsuchen und die Übernachtungszahlen zwar gestiegen, aber immer noch verhältnismäßig niedrig sind. Auch bedauerte er, daß es immer noch keine Stadthalle für größere Veranstaltungen gebe. Es gelte daher, die Attraktivität Kitzingens zu steigern. Der Stadtrat hatte diesbezüglich beim Planungsbüro Drees & Sommer ein Gutachten in Auftrag gegeben, das Stadtplaner Wolf Uwe Rilke vorige Woche im Stadtrat vorstellte (wir berichteten). Vom Ausbau der Mainpromenade von der Südbrücke bis zum Bootshaus mit Bier- und Weingärten und einem Wassersportzentrum in der Nähe des Campingplatzes war die Rede. "Der Main ist als touristisches Potential derzeit völlig untergenutzt" so Lux. "Es fehlen Ankerpunkte entlang der Promenade". Besonderes Augenmerk lege man auf den Mainausbau. Eine Anlegestelle für Hotelschiffe sei ein Ziel, um mehr Touristen anzulocken, die sich die Sehenswürdigkeiten der Stadt ansehen wollen. Derzeit würden auch bereits weitere Gästeführer geschult, man wolle bevorzugt ehemalige und amtierende Weinprinzessinnen für diese Tätigkeit gewinnen.
Ein "Schmuckstück für den Tourismus" werde auch das neue Heimatmuseum in der Landwehrstraße, das am 27. Januar 2007 offiziell eröffnet wird. Desweiteren solle sich Mitte August, pünklich zum Brückenfest auf der alten Mainbrücke, der Schienenbus der Steigerwald-Bahn wieder in Bewegung setzen und einen Beitrag zur Belebung der Stadt durch Touristen leisten. Als weiteres Highlight für Kitzingen nannte Lux die für 2011 geplante Kleine Gartenschau am Mainufer - mit "Gartenmeile" und Obstlehrpfad.
All diese Vorschläge - und noch viele mehr - sind gedacht als langfristiges Konzept, das sich über einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren erstrecken soll. Häufig scheitere die Umsetzung von interessanten Vorschlägen jedoch an den finanziellen Mitteln, so Lux. Man versuche aber, soviel wie möglich zu erreichen. "Wir sind guten Mutes, ob wir es schaffen, weiß ich nicht".
MdB Marina Schuster aus Greding ging im Anschluß auf die Tourismusförderung in Bayern ein. Die 30-jährige Diplom-Kauffrau ist im Hotel- und Gaststättengewerbe aufgewachsen und kennt die Thematik aus eigener Erfahrung. Mit mehr als 420.000 Arbeitsplätzen und etwa 74 Millionen Übernachtungen im Jahr sei der Tourismus eine Leitökonomie in Bayern, die zum Erscheinungsbild der bayerischen Wirtschaft und dem Wirtschaftsstandort Bayern maßgeblich beiträgt und zudem immer standortgebunden ist. Immerhin gäben Touristen in Bayern derzeit pro Jahr mehr als 24 Milliarden Euro aus, dies beinhalte eine große Wirtschaftskraft.
Förderung könne in direkter Form durch strukturelle oder finanzielle Hilfen erfolgen und indirekt durch die Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Schuster verwies hier auf die Richtlinie zur Förderung von Fremdenverkehrseinrichtungen öffentlicher Körperschaften (RÖFE), die jedoch nur für Kommunen gelte. Zweck ist die Verbesserung der Tourismusinfrastruktur und die Erhöhung des Erholungswertes der entsprechenden Region. Existenzgründerförderung und Investitionsförderung durch die LfA, z.B. mit dem Bayerischen Mittelstandskreditprogramm (MKP), sowie die Förderung des Tourismusmarketings und die Einrichtung von regionalen und überregionalen Marketingverbänden böten weitere Möglichkeiten zur Stärkung des Tourismusstandorts. Seit 1999 gibt es die "Bayern Tourismus Marketing GmbH", der u.a. der Tourismusverband Franken angehört und die ihren Schwerpunkt darin sieht, neue Gäste anzulocken, unter anderem durch die Einführung der "Dachmarke Bayern". Das Portal www.bayern.by habe jedoch bisher verhältnismäßig wenig Zuspruch erfahren und bringe für den Tourismusstandort Mainfranken in seinem derzeitigen Konzept eher wenig. Zu den indirekten Forderungen zählt die Schaffung von "vernünftigen" wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, bedingt durch Faktoren wie die Vermeidung von Steuererhöhungen oder die Liberalisierung der Öffnungszeiten der Außengastronomie.
Die Beteiligten selbst müssten jedoch entscheiden, wohin sie wollen und welche Zielgruppen sie letztlich ansprechen wollen. Hier seien Landkreis, Gemeinden und Unternehmer gleichermaßen gefragt.
In der sich anschließenden Diskussionsrunde waren zum einen die Radfahrer als potentielle Zielgruppe und der Ausbau des Radwegenetzes ein Thema. Zum anderen ging es um die Möglichkeit des Ausbaus des Kitzinger Flugplatzes zum Regionalflughafen für Billigfluglinien. Dies erfordere jedoch eine eindeutige und vor allem schnelle Äußerung seitens der Stadt.